Brillenglas: Unterschiede zwischen Brillengläsern
Brillen unterscheiden sich nicht nur nach der Art ihres Gestells, sondern vor allem hinsichtlich der optischen Korrekturmöglichkeiten. Für die dioptrische Wirkung einer Brille ist die Art des Brillenglases von entscheidender Bedeutung. Man unterscheidet im Prinzip drei Arten von Brillenglas:
- Einstärkenglas (für Einstärkenbrillen)
- Mehrstärkenglas (für Mehrstärkenbrillen, z.B. Gleitsichtbrillen)
- Filtergläser (z.B. für Sonnenbrillen)
Brillengläser können aus Glas oder aus Kunststoff hergestellt werden.
- Konkave Brillengläser (Minusglas) werden zum Korrigieren einer Kurzsichtigkeit verwendet.
- Konvexe Brillengläser (Plusglas) werden zum Korrigieren einer Weitsichtigkeit verwendet.
Aufbau des Brillenglases
Ein modernes Brillenglas besteht in aller Regel aus vier Schichten:
- das Grundglas bildet den Kern und wird in der jeweils notwendigen Form hergestellt (je nachdem, für welche Fehlsichtigkeit)
- daruf wird eine Härtungsschicht aufgetragen
- Es folgen mehrere Schichten zur Entspiegelung
- Die äußere Schutzschicht ist dazu da, um Staub und Flüssigkeiten abzuweisen.
Einstärkenglas
Einstärkengläser sind so beschaffen, dass sie nur eine Fehlsichtigkeit ausgleichen. Sie haben also nur eine dioptrische Wirkung. Einstärkengläser werden in der Regel für Fernbrillen oder für Lesebrillen verwandt. Die Kosten für Einstärkengläser variieren je nach Dicke (sog. Brechungsindex). Ausschlaggebend ist der Sphärenwert im Brillenpass (in Dioptrien)
- Bei einem Spärenwert von bis zu 2 Dioptrien (+ oder -) kann man die Standard-Gläser verwenden (Brechungsindex 1,5). Bei den meisten Online-Optikern ist dieses einfache Einstärkenglas im Kaufpreis des Brillengestells enthalten.
- Bei Sphärenwerten von 2 - 4 Dioptrien (+ oder -) sollte man auf die Komfort-Gläser zurückgreifen, die dünner sind un einen Brechungsindex von 1,6 haben. Die Gläser lassen sich dadurch besser in das Brillengestell einfassen und sind außerdem deutlich leichter. Die meisten Optiker verlagen dafür rund 40 Euro mehr (für beide Gläser).
- Bei Sphärenwerten von 4 - 6 Dioptrien (+ oder -) werden Premium-Gläser empfohlen. Dieses Glas hat einen Brechungsindex von 1,67 und ist dadurch noch dünner und leichter. Bei den meisten Optikern schlagen diese besseren Gläser mit ca. 80 Euro zu Buche (für beide Gläser).
- Bei Sphärenwerten jeseits von 6 Dioptrien (+ oder -) sind in der Regel Sonderanfertigungen erforderlich, die man durch einen Aufpreis zusätzlich bezahlen muss. Bei den meisten Optikern muss man mit einem zusätzlichen Aufpreis von rund 30 Euro rechnen. Das bedeutet: Brechungsindex 1,67 = 80 Euro plus 30 Euro, also 110 Euro mehr als beim Standard-Brillenglas.
Mehrstärkenglas
Mehrstärkengläser vereinen mehrere optische Korrekturen. Sie haben demnach mehrere dioptrische Wirkungen. Mehrstärkengläser kommen zum Beispiel in Gleitsichtbrillen zum Einsatz, die sowohl eine Kurzsichtigkeit als auch eine Alterssichtigkeit mit einem speziellen Brillenglas korrigieren.
Filterglas
Filtergläser sind getönte Brillengläser, die man zum Beispiel für Sonnenbrillen benötigt. Die Tönung des Glases, bzw. der Filter des Glases, kann auf unterschiedlichen Wegen erzeugt werden - je nach Verfahren hat das Filterglas unterschiedliche optische Eigenschaften. Filtergläser können auch eine dioptrische Wirkung haben, dann handelt es sich um getönte Einstärkenbrillen oder getönte Mehrstärkenbrillen.
Brillengläser aus Kunststoff oder Glas?
Das Brillenglas kann entweder aus Glas hergestellt werden oder aus Kunststoff. Glas entsteht aus dem Verschmelzen mehrerer mineralischer Substanzen: ca. 70 % Quarz, ca. 20 % Flussmittel (Pottasche und Soda) und ca. 10 % Glashärter (Oxide). Durch Beimischen geringer Mengen anderer Substanzen wie z.B. Eisen oder Kobalt wird ein Tönungseffekt erzielt (Filterglas).
Kunststoff-Brillen (auch organische Brillengläser) werden aus künstlichen Substanzen hergestellt, die zuvor chemisch erzeugt wurden. Kunststoffbrillen sind im Vergleich zu Glasbrillen leichter. Außerdem lässt sich die Brechkraft der Kunststoffbrillenglases verstärken, so dass man am Ende dünnere Brillengläser hat.
Brillenglas Qualität
Aus den Rohstoffen werden Brilleglas-Rohlinge erstellt, die dann vom Optikermeister individuell geschliffen und veredelt werden. Die Qualität eines Brillenglases hängt zum einen mit der Qualität des Rohlings zusammen:
- Wie klar war die Rohmasse?
- Wie viel Luftblasen oder Fremdkörper wind im Glas enthalten?
- Wie lange wurde die Masse gerührt?
- Wie schnell wurden die Rohlinge abgekühlt?
- Wie hart und kratzfest ist das Glas?
- Wie schwer bzw. leicht ist das Glas?
Zum anderen ist aber natürlich auch mit der Qualität des Schleifens für die Qualität eines Brillenglases entscheidend:
- Wie exakt kann der Optikermeister die dioptrische Wirkung erzielen?
- Wie gut wurde das Glas veredelt?
Phototropes Brillenglas
Eine besonderes Glas ist das sog. Phototrope Brillenglas, das von Zeiss angeboten wird. Dieses spezielle Glas passt sich an die Lichtsituation an: bei starker Lichteinstrahlung wird es dunkler - bei nachlassender Lichtintensität hellen sich die Gläser wieder auf. Phototrope Brillengläser sind somit optimal für Sonnenbrillen geeignet.
DriveSafe Beschichtung
Von Zeiss stammt eine spezielle Beschichtung, die störende Lichtreflexe - die vor allem beim Autofahren auftreten - vermindert werden. Dieses Brillenglas nennt sich "DriveSafe". Man kann es auf normale Einstärkengläser aufbringen, aber auch auf Gleitsichtgläser. Mehr über die DriveSafe Brille von Zeiss.
Arbeitsplatzgläser
Einige Anbieter bieten sog. Arbeitsplatzgläser an. Das sind die Brillengläser, die für Bildschirmbrillen genutzt werden. Im Gegensatz zur Lesebrille, die für eine Sehdistanz von etwa 30 - 50 cm optimiert ist, bietet das Brillenglas von Arbeitsplatzbrillen eine optimale Sehdistanz von etwa 50 - 80 cm. Es ist somit wir die Arbeit am PC, zum Beispiel im Büro am PC, hervorragend geeignet.
Prismatisches Brillenglas
Für einige Fehlsichtigkeiten (z.B. Winkelfehlsichtigkeit) ist ein prismatisches Brillenglas erforderlich. In aller Regel tritt die Winkelfehlsichtigkeit im Zusammenhang mit einer anderen Sehschwäche auf, so dass mehrere Brechungseffekte in das Glas eingearbeitet werden. Siehe dazu auch: Prismenbrille
Hersteller von hochwertigen Brillengläsern
Zu den bekanntesten Herstellern von hochwertigen Brillengläsern zählen
- Zeiss - Das von über 160 Jahren von Carl-Zeiss gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Jena fertigt hochwertige Linsen und optische Präzisionsprodukten.
- Rodenstock - Das 1877 von Josef Rodenstock gegründete Unternehmen mit Sitz in München beschäftigt weltweit rund 4.300 Mitarbeiter. Das Unternehmen hat sich auf die Herstellung von Brillengläsern spezialisiert.
- Essilor - Das französische Unternehmen stellt seit 1848 Brillengläser her. 1959 hat Essilor das erste industriell gerfertigte Gleitsichtglas entwickelt und angeboten, Bezeichnung Varilux1.
- Rupp + Hubrach - das 1922 von Max Rupp und Carl Hubrach gegründete Unternehmen wurde 2003 von der Essilor-Gruppe übernommen. 2008/10 wurde r+h zum besten deutschen Glaslieferant gewählt (Erhebung bei deutschen Augenoptikern).
- Ophthalmica ist eine mittelständische Brillenglas-Rezeptschleiferei in Rathenow, die im Jahr 1991 gegründet wurde. Brillenglas-Schleiferei hat in Rathenow eine lange Tradition: seit 1801 werden dort Brillengläser industriell hergestellt.
- Optovision ist ein Tochterunternehmen von Rodenstock. Der Firmensitz ist in Langen (Hessen).
- Die Hoya Corporation hat ihren Sitz in Japan und gehört zu den weltweit führenden Produzenten hochwertiger optischer Gläser. In Deutschland hat Hoya zwei Standorte: in Mönchengladbach und in Hamburg.
- Stratemeyer wurde 1949 von Eugen Stratemeyer in Bochum gegründet. Mit seinen beiden Brüdern baute er eine der großen Brillenglas-Produktionsstätten in Deutschland auf.
Quellen
Siehe auch
- Marga Faulstich (Biografie) - Die Grand Dame des Brillenglases
- Wie funktioniert eine Brille?
- Die richtige Brillenpflege