Edmund Landolt (Ophthalmologe), Biografie
Der Schweizer Edmund Landolt war ein berühmter Ophthalmologe (Augenheilkunde). Er wurde am 17. Mai 1846 in Kirchberg bei Aarau (Schweiz) geboren. Sein Vater war der Pfarrer Rudolf Landolt. Seine Mutter Rosina Landolt, geborene Baumgartner, war französischer Abstammung. Er wuchs wahrscheinlich mehrsprachig auf, was ihm seine zukünftige Laufbahn erleichterte.
Edmund Landolt studierte Medizin an der Universität Zürich. 1869 schloss er sein Studium als Doktor der Medizin ab. Anschließend war er zunächst für einige Zeit als Assistent bzw. Oberarzt an der Augenklinik des Johann Friedrich Horner in Zürich tätig.
Lehr- und Reisejahre
Doch den jungen Edmund zog es ab Ende 1869 in die Welt hinaus. Er begann eine mehrjährige Studienreise, die ihn über Heidelberg, Berlin (Deutschland) und Wien (Österreich) nach Utrecht (Niederlande) führte. Hier lernte er neben Franciscus Donders auch Herman Snellen kennen, dessen Forschungsergebnisse ihn nachhaltig beeindruckten.
Der zwölf Jahre ältere Herman Snellen hatte bereits 1862 einen Sehtest mit eigens gestalteten Optotypen entwickelt, deren Merkmal darin bestand, dass sie sich in ein 5 x 5 Raster einfügten (siehe Abb. 2). Auch Edmund Londolt interessierte sich für Normen und allgemein verbindlichen Sehtests, und einige Jahre später wird Landolt einen neuen Sehtest ersonnen haben, der auf dem von ihm entwickelten "Landolt-Ring" basiert.
In Berlin lernte Landolt Albrecht von Graefe and Herman von Helmholtz kennen, die schon seinerzeit Koryphäen der Augenheilkunde und der Optik waren.
Aufbaujahre in Paris
Nach der sehr intensiven, fast fünf Jahre dauernden Studienreise, auf der er praktisch alle bedeutenden Ophthalmologen seiner Zeit kennengelernt hatte und sich mehr oder weniger intensiv mit ihnen ausgetauscht hatte, zog Edmund Landolt im Jahr 1874 nach Paris und eröffnete er in der Rue Saint-André des Arts eine Privataugenklinik. Neben dem beruflichen Erfolg fand er auch privates Glück: 1874 heiratete er Valerie Hübscher (geb. 1852). Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor: Dr. Fernand Landolt (geb. 1876), und Dr. Marc Landolt (geb. 1879), der wie sein Vater ebenfalls Augenheilkundler wurde.
Seine Augenklinik wurde schnell berühmt, was unter anderem an den prominenten Patienten lag. So soll er zum Beispiel bei der berühmten amerikanischen Malerin Mary Casset einen Grauen Star (Katarakt) diagnostiziert haben.
Nebenbei war Landolt als Augenarzt an der Institution National des Jeunes Aveugles tätig. Und er arbeitete als Mitarbeiter von Émile Javal am augenärztlichen Laboratorium an der Sorbonne, der Universität von Paris. Im Jahr 1881 gründete Edmund Landolt mit dem griechischen Augenarzt Photinos Panas und dem französischen Chirugren Antonin Poncet das Archives d'ophtalmologie ("Archiv der Augenheilkunde").
Edmund Landolt - Forschung und wissens. Leistung
Edmund Landolt erforschte hauptsächlich die physiologische Optik und entwickelte zahlreiche Methoden zur Untersuchung der Augen. Seine Zusammenarbeit mit Herman Snellen, der für die Entwicklung seiner "Optotype" ein Raster aus 5 x 5 Quadraten benutzte, führte ihn schließlich zu der Erkenntnis, dass man auch einen Sehschärfe-Test entwickeln müsste, mit dem man auch bei Probanten ohne Kenntnisse der Buchstaben (zum Beispiel Kleinkinder oder Analphabeten) eine Sehschwäche diagnostizieren kann. Dafür ersann Landolt den "Landolt-Ring", eine Kreisfigur, die sich exakt in der 5 x 5 Raster einfügt, und die an einer Seite offen ist (auch "Landolt-C" genannt, siehe Abb. 3).
Der Landoltring ist inzwischen zum Normsehzeichen für Sehtests geworden, das in der Europäischen Norm EN ISO 8596 (wie auch in der früher gültigen DIN-Norm DIN 58220) für die Messung der Sehschärfe vorgeschrieben ist. Er ist insbesondere auch für die Untersuchung von Kindern und Analphabeten geeignet.
Mit Hilfe kleiner werdender Landolt-Ringe, bei denen die Ausrichtung bzw. die Position der Öffnung variiert, kann man die Sehschärfe (Visus) ermitteln (siehe Abb. 4, bitte Anklicken zum Vergrößern). Dieser Sehtest ist bis heute weltweit im Einsatz. Mehr dazu siehe "Landolt-Sehtest zum Ermitteln der Sehschärfe".
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit war die Erforschung der Augenmuskeln bzw. die Ursache und Auswirkungen von Störungen der Augenmuskeln.
Darüber hinaus beschäftige sich Edmund Landold mit der Netzhaut bzw. insbesondere mit den Photorezeptoren Stäbchen (Farbensehen) und Zapfen (Hell-Dunkel-Sehen).
Edmund Landolt starb am 9. Mai 1926 in Paris. Er wurde 80 Jahre alt. Zur Würdigung seiner Verdienste wurde er zu Lebzeiten zum Offizier der Französischen Ehrenlegion ernannt.
Literatur / Quellen
- Stammbaum der Baumgartner (inkl. Edmund Landolt und Familie)
- NeuroPortraits.eu: Edmund Landolt (engl.)