Neuverglasung der Brille
Eine Brille kostet relativ viel, und ein guter Teil der Kosten fließt in das Brillengestell - zumindest dann, wenn man nicht ein Nulltarif-Billiggestell gewählt hat, sondern ein gutes, modisches Gestell einer Brillenmarke. Was aber nun, wenn sich die Stärke verändert? Oder wenn die Brillengläser im Laufe der Jahre zerkratzen? Oder ein Brillenglas kaputt ist?

Dann gehen viele zum Optiker und bestellen sich eine neue Brille - nicht selten ein sehr ähnliches Modell. Aber das ist meist gar nicht nötig. Denn natürlich kann man eine Brille auch neu verglasen, also einfach neue Brillengläser in das eigene Gestell einbauen. Das funktioniert natürlich auch dann, wenn man ein Gestell woanders kauft, zum Beispiel auf dem Flohmarkt.
Wer bietet die Neuverglasung an?
Im Grunde bieten die meisten Optiker die Neuverglasung einer vorhandenen Brillenfassung an. Allerdings leider nicht mehr alle, denn mittlerweile haben einige Optiker gar keine eigenen Schleifgeräte mehr, um Brillengläser nachzubearbeiten. Für die ist es schwierig, separate Brillengläser zu bestellen - deren Workflow sieht vor, dass sie komplette Brillen geliefert bekommen (im Grunde wird der Optiker dann zu einem reinen Zwischenhändler).
Auch einige der Online-Optiker bieten eine Neuverglasung der Brille an. Es gibt inzwischen sogar auch einige (Online-) Anbieter, die sich darauf spezialisiert haben, Brillengestelle neu zu verglasen (z.B. Topglas oder EyeGlass24). Bei diesen kann man gar kein eigenes Brillengestell bestellen. Stattdessen muss man die vorhandene Brille einschicken - und nach einiger Zeit wird die neue Brille im alten Gestell per Post zurückgeschickt.

Wie funktioniert die Neuverglasung?
Der Ablauf ist im Prinzip überall gleich und unterscheidet sich nur in der Frage, woher die neuen Gläser kommen.
- Zunächst werden die vorhandenen Brillengläser entnommen und das Gestell gereinigt.
- Dann wird die Brille exakt vermessen. Das geschieht heutzutage meist mit einer Art Laser-Scanner, der die Form des Gestells Mikrometer genau erfasst.
- Diese Werte werden dann entweder an einen Glas-Hersteller übermittelt oder das Glas selber hergestellt und geschliffen. Hierbei unterscheiden sich die einzelnen Anbieter von Brillen-Neuverglasungen: manche lassen die Gläser in Fernost herstellen, bei anderen geschieht die in Deutschland ( bzw. in Europa), wieder andere haben eine eigene Produktionsstätte.
- Nach einiger Zeit (Tage oder Woche, je nach Glas-Lieferant) hat der Anbieter die neuen Brillengläsern dann vorliegen. Nun werden sie eingefasst und der Sitz kontrolliert. Manchmal müssen die Gläser dann noch etwas nachgeschliffen werden.
- Letzendlich werden die neuen Gläser dann in die alte Fassung eingesetzt und fixiert. Fertig ist die neue alte Brille ...
- Abschließend wird die Brille per Post zugesandt - oder man kann sie abholen.
Ich habe das Ganze mal getestet, hier das Video dazu, inklusiver einiger Erklärungen, worauf man achten sollte:
Worauf achten?
Das Hauptproblem sind die richtigen Durchblickpunkte. Wenn man die Neuverglasung beim Optiker vor Ort bestellt, dann ist alles ganz einfach: der Optiker führt in aller Regel eine Refraktion durch und bestimmt noch einmal die exakten Werte, ehe die neuen Gläser bestellt werden.
Wenn man einen Online-Anbieter nutzen möchte, egal ob normalen Online-Optiker oder einen Neuverglasungsspezialisten, braucht man die exakten Werte. Die kann man theoretisch über das vorhandene Brillenglas ermitteln (sofern das Glas intakt ist), oder man benötigt die eigenen Werte (ob als Brillenpass oder Brillenverordnung, ist egal). Wichtig ist dabei, dass die Werte auch aktuell sind. Wenn man die Brille vor 5 Jahren gekauft hat, und sich die Sehstärke inzwischen verschlechtert hat, braucht man natürlich neue bzw. aktuelle Werte.
Daher empfiehlt es sich, vor der Neuverglasung zunächst eine Refraktion vornehmen zu lassen (so eine Art Sehtest).
Was kostet die Neuverglasung einer Brille?
Zunächst kann man sagen: je teurer (bzw. wertvoller) das Gestell, um so mehr rechnet sich die Neuverglasung. Bei einer 0815-Brille zum Nulltarif rechnet es sich nicht. Denn man muss bedenken: der ganze Anlauf kosten Aufwand und Zeit. Die muss man als Kunde natürlich dem Anbieter zahlen. Bei einer Neuverglasung ist der Workflow in der Regel aufwändiger als bei einer kompletten Brillenbestellung. Daher kostet die Neuverglasung auch mehr als nur das reine Brillenglas (bei dem die Anbieter natürlich auch eine Gewinnspanne einkalkuliert haben). Die Preisunterschiede basieren jedoch nicht auf den Service-Leistungen, sondern auf der Qualität des Brillenglases.

Welches Brillenglas?
Im Grunde ist es egal, welche Art von Brillenglas ersetzt werden soll. Die Neuverglasung funktioniert für ...
- Einstärkenglas (für Einstärkenbrillen)
- Mehrstärkenglas (für Mehrstärkenbrillen, z.B. Gleitsichtbrillen)
- Bifolkalglas (für Bifokalbrille)
- Filtergläser (z.B. für Sonnenbrillen)
Da die Gewinnspanne für Gleitsichtgläser am größten ist, werden die meisten Optiker versuchen, solche zu verkaufen. Überlegen bzw. erkundigen Sie sich im Vorfeld, welches Brillenglas für Sie wirklich am besten geeignet ist. Aus Kostengründen kann es durchaus sinnvoll sein, sich zwei Einstärkenbrillen zuzulegen (eine für die normale Fernsicht, eine Lesebrille für die Nahsicht). Allerdings muss man die Brille dann natürlich immer wechseln...

Unterschiede gibt es auch noch hinsichtlich der Glasstärke (sog. Brechungsindex). Hierbei gilt: je dünner das Glas, um so leichter und unauffälliger, aber auch um so teurer.
Eine Entspiegelung und Härtung gehört inzwischen bei fast allen Glasanbietern zum Standard, meist wird optional noch eine weitere Härtungsschicht angeboten.
Aufbau des Brillenglases

Ein modernes Brillenglas besteht in aller Regel aus vier Schichten:
- das Grundglas bildet den Kern und wird in der jeweils notwendigen Form hergestellt (je nachdem, für welche Fehlsichtigkeit)
- daruf wird eine Härtungsschicht aufgetragen
- Es folgen mehrere Schichten zur Entspiegelung
- Die äußere Schutzschicht ist dazu da, um Staub und Flüssigkeiten abzuweisen.

Hersteller von hochwertigen Brillengläsern
Zu den bekanntesten Herstellern von hochwertigen Brillengläsern zählen
- Zeiss - Das von über 160 Jahren von Carl-Zeiss gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Jena fertigt hochwertige Linsen und optische Präzisionsprodukten.
- Rodenstock - Das 1877 von Josef Rodenstock gegründete Unternehmen mit Sitz in München beschäftigt weltweit rund 4.300 Mitarbeiter. Das Unternehmen hat sich auf die Herstellung von Brillengläsern spezialisiert.
- Essilor - Das französische Unternehmen stellt seit 1848 Brillengläser her. 1959 hat Essilor das erste industriell gerfertigte Gleitsichtglas entwickelt und angeboten, Bezeichnung Varilux1.
- Mega Optics - französische Tochterfirma von Essilor.
- Rupp + Hubrach - das 1922 von Max Rupp und Carl Hubrach gegründete Unternehmen wurde 2003 von der Essilor-Gruppe übernommen. 2008/10 wurde r+h zum besten deutschen Glaslieferant gewählt (Erhebung bei deutschen Augenoptikern).
- Ophthalmica ist eine mittelständische Brillenglas-Rezeptschleiferei in Rathenow, die im Jahr 1991 gegründet wurde. Brillenglas-Schleiferei hat in Rathenow eine lange Tradition: seit 1801 werden dort Brillengläser industriell hergestellt.
- Optovision ist ein Tochterunternehmen von Rodenstock. Der Firmensitz ist in Langen (Hessen).
- Die Hoya Corporation hat ihren Sitz in Japan und gehört zu den weltweit führenden Produzenten hochwertiger optischer Gläser. In Deutschland hat Hoya zwei Standorte: in Mönchengladbach und in Hamburg.
- Stratemeyer wurde 1949 von Eugen Stratemeyer in Bochum gegründet. Mit seinen beiden Brüdern baute er eine der großen Brillenglas-Produktionsstätten in Deutschland auf.
Zahlt die Krankenkasse oder die Brillenversicherung die Neuverglasung?
Die gesetzlichen Krankenkassen werden nur dann etwas hinzuzahlen, wenn sich die Sehstärke um mehr als 0,5 Dioptrien verändert hat. Eine Brillenversicherung zahlt in der Regel etwas hinzu, allerdings muss man im Einzelfall schauen, was im Kleingedruckten steht: wenn man z.B. eine Brillenversicherung von Fielmann oder von Apollo hat, wird nur dann etwas gezahlt, wenn man die Neuverglasung bei dem jeweiligen Vertragspartner vornimmt. Wenn man im Rahmen einer privaten Zusatzversicherung (auch) eine Brillenversicherung ("Auge" bzw. "Sehhilfe") abgeschlossen hat, dann ist es wahrscheinlich, dass die Versicherung einen Teil der Kosten übernimmt. Das muss man allerdings im Zweifelsfall im eigenen Vertrag nachprüfen.