Gleitsichtbrillen-Preise (200 - 1400 Euro) - Warum?
Wenn man in ein Optiker-Fachgeschäft geht, kann es sein, dass man bis zu 1.400 Euro für eine Gleitsichtbrille zahlen soll. Und gleichzeitig gibt es im Internet Angebote für Gleitsichtbrillen ab 200 Euro. Wie kann das sein? Warum sind die Preise für Gleitsichtbrillen so unterschiedlich?
Die Kosten für eine Gleitsichtbrille setzen sich aus drei Komponenten zusammen:
- die Gleitsichtgläser
- das Brillengestell
- der Service / Verkäuferprovision
Alle drei Kostenfaktoren können sehr stark differieren. Wenn also ein Anbieter in allen drei Sparten im Vergleich zur Konkurrenz sehr niedrig kalkuliert, kommt ein insgesamt sehr geringer Preis zustande. Anders herum kostet eine Gleitsichtbrille bei einem Optiker, der in allen Bereichen überdurchschnittlich teuer ist, dann immens viel. Zu den Kosten-Komponenten im Einzelnen:
Die Gleitsichtgläser
Erhebliche Preisunterschiede liefern die Gleitsichtgläser. Zum einen gibt es "Spezielle Designs", die für bestimmte Anwendungsbereiche optimiert sind. Zudem sollte Gleitsichtglas individuell angepasst werden. Wenn das der Fall ist, wird es aber natürlich erheblich teurer. Alle Besonderheiten des Auges spielen eine wichtige Rolle, um anschließend den klaren Durchblick zu haben (Sehstärke, Hornhautkrümmung, Pupillendistanz). Im Prinzip gibt es für den Optiker zwei Möglichkeiten:
- er kann individuelle Brillengläser bestellen
- er kann ein vorproduziertes Gleitsichtglas (in Asien) bestellen
Der wesentliche Unterschied liegt dabei gar nicht so sehr im Herstellungsverfahren, sondern im sog. Brillenglas-Design. Die Art, wie der Fernsichtbereich in den Nahsichtbereich übergeht (also die Progressionszone für mittlere Sehdistanzen) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Siehe dazu: Gleitsichtbrillen-Arten - Unterschiede beim Gleitsichtglas.
Man kann sich leicht vorstellen, dass die erste Option mit individuell angepassten Gleitsichtgläsern weitaus kostenintensiver ist. Ein Glas, das individuell geschliffen wird, kostet etwa 200 - 300 Euro, wenn es in Deutschland hergestellt wird. Zu den Qualitätsherstellern gehören Zeiss, Rodenstock. Auch Fielmann und Apollo lassen in der Regel in Deutschland produzieren.
- Die in Asien vorgefertigten Gleitsichtgläser haben laut der deutschen Hersteller nicht die Qualität wie deutsche Produkte ("schlechteres Glasdesign"). Aber: sie sind entsprechend deutlich günstiger (ca. 80 - 120 Euro pro Glas).
- Hinzu kommen weitere Extras: Entspiegelung, Härtung, evtl. leichte Tönung etc. All das kostet extra. Bei besonderen Kombinationen gibt es kein vorgefertigtes Glas, dann muss es individuell geschliffen werden.
- Da man in der Regel zwei Gleitsichtgläser benötigt, verdoppelt sich der Preis: Die Spanne liegt dann zwischen 160 und 600 Euro.
Das Brillengestell
Natürlich kostet das Brillengestell extra. Hier ist die Preisspanne ebenfalls sehr groß. Vor allem Fielmann, aber auch die meisten anderen Optikerketten, bietet beim Abschluss einer Brillenversicherung sog. Nulltarif-Gestelle an. Das sind dann solche Gestelle, die viele andere Menschen auch tragen. Auch einige Online-Optiker bieten ein eigenes Brillesortiment an. Die Alternative zu solchen "No-Name-Brillengestellen" sind teurere Markenbrillen-Gestelle. Die können je nach Anbieter bis zu 300 Euro und mehr kosten. Im Schnitt sollte man für ein gutes, passendes Brillengestell zwischen 100 und 200 Euro rechnen.
Der Service / die Optiker-Provision
Natürlich will ein Optiker auch leben. Es ist daher ihm (oder ihr) überlassen, festzulegen, wie teuer der Service (Beratung, Anpassung, Korrekturen etc) sein soll. Auch die Höhe der Gewinnspanne legt der Optiker fest. Nicht wenige Kenner der Branche gehen davon aus, dass ein Optikermeister bis zu 50 Prozent des Endabgabepreises letztlich als Gewinn verbucht (in aller Regel liegen die Spannen jedoch bei 10 - 15 Prozent). Das ist im Grunde freie Marktwirtschaft, und wer es übertreibt, verliert Kunden. Insofern sind die zahlreichen Online-Optiker, die seit einigen Jahren aus dem Internet schießen, durchaus gut für die Brillenkäufer. Anmerkung: Natürlich sind NICHT alle Optiker Gauner! Es gibt jedoch einige schwarze Schafe, die die Unwissenheit der Kunden bei dieser schwierigen Materie ausnutzen.
Tipp zum Gleitsichtbrillen-Kauf: Preis verhandeln!
Wegen der Gewinnspanne lohnt es sich grundsätzlich, mit dem Optiker über den Preis zu verhandeln. Fragen Sie ihn konkret zur Qualität der Gleitsichtgläser und wo sie hergestellt wurden. Und lassen Sie sich erklären, worin die Qualität des empfohlenen Gleitsichtglases liegt und was alles in den Service-Leistungen inbegriffen ist. Achten Sie bei der Rechnung darauf, dass alles dort auch verzeichnet ist.
Bei Online-Optikern ist das Verhandeln natürlich schwieriger. Denn man hat dort keinen direkten Ansprechpartner. Außerdem sind die Online-Optiker auch deshalb so kostengünstig, weil sie den dritten Punkt "Service und Gewinnspanne" deutlich minimieren, weil sie im Internet einen viel größeren Vergleichsdruck spüren. Der nächste Konkurrent ist nur einen Klick entfernt.
Zu billig ist nicht gut
Egal, wo man die neue Gleitsichtbrille kauft: Achten Sie auf die Qualität der Gläser. Eine Brille ist ein sehr wichtiges Utensiel. Die Lebensqualität sinkt, wenn die Brille nicht optimal ist. Es ist empfehlenswert, Gleitsichtglas zu bestellen, dass individuell und in Deutschland angefertigt wurde. der Preis ist zwar höher, aber langfristig zahlt sich gute Qualität aus.
Viel Erfolg beim Gleitischtbrillenkauf.
Siehe auch: Warum sind Brillengläser so teuer?